Michael Scherhag von Etiketten-Labels sprach mit Klaus Sedlmayr, Geschäftsführer der Chromos GmbH, Andreas Jokubeit, Vertriebsleiter und Marcus Ruckstädter, Vertriebsleiter Material, über die aktuellen Entwicklungen im Etiketten- und Verpackungsdruck, die wirtschaftlichen Herausforderungen des Jahres 2024 und die Ausrichtung des Unternehmens.
Chromos hat sich als Kompetenzzentrum im Etiketten- und Verpackungsdruck für die DACH-Region fest etabliert. Durch die Integration von Softwarelösungen und die Erweiterung des Portfolios um Verbrauchsmaterialien verfolgt das Unternehmen das Ziel, Kunden als umfassender Partner zur Seite zu stehen. Im Gespräch mit dem Chromos-Team erfuhren wir mehr über die aktuellen Trends im Druckbereich, den Einfluss der wirtschaftlichen Lage auf Investitionsentscheidungen und wie Chromos seine Kunden bei der Integration neuer Technologien unterstützt.

Geschäftsführer

Vertriebsleiter Investitionsgüter

Vertriebsleiter Material
Wie positioniert sich Chromos als Kompetenzzentrum für die DACH-Region im Etiketten- und Verpackungsdruck?
Chromos: Für uns ist es wichtig, neben dem Angebot an Druck-/ und Weiterverarbeitungsmaschinen unseren Kunden als kompetenter Partner, rund um den Druck, zur Seite zu stehen. Aufgrund unseres jahrzehntelangen Knowhows in der Etikettenindustrie, verstehen wir die Anforderungen des Marktes und haben nach der Integration des Softwarehauses DVS (ERP Branchenlösungen für den Etiketten- und Verpackungsdruck) in 2024 entschieden, das Produktangebot um Verbrauchsmaterialien – rund um das Druckwerk – aufzubauen. Damit positioniert sich Chromos als One-Stop-Shop für den Etiketten- und Verpackungsmarkt.
Die allgemeine wirtschaftliche Situation in seit einiger Zeit angespannt. Wie hat sich das Geschäft von Chromos im Etiketten- und Verpackungsbereich im Jahr 2024 entwickelt?
Chromos: In der Tat ist die wirtschaftliche Situation in 2024 sehr heterogen, was die Investitionsbereitschaft unserer Kunden in den ersten Monaten des Jahres gehemmt hat. Die Geschäftsentwicklung nahm ab Mitte des Jahres an Fahrt auf und wir sehen definitiv eine positive Entwicklung. Mit der strategischen Weichenstellung in Richtung Verpackungsdruck und Verbrauchsgüter sehen wir uns für die kommenden Herausforderungen gut gerüstet.
Welche Trends im Etiketten- und Verpackungsdruck sehen Sie für 2025?
Chromos: Sowohl im konventionellen als auch im digitalen Druckbereich sehen wir folgende Highlights:
- Automatisierung der Arbeitsprozesse, z. B. Hawk AI von Durst
- Digitale Überwachung und Analyse, z. B. Sfera von Omet
- Vernetzung und Datenintegration, Industrie 4.0
- Hybridtechnologie
Mit diesen Punkten einhergehend sehen wir u. a. Nachhaltigkeit, VOC freie Produktion und zunehmenden regulatorischen Druck als Trendthemen an. Speziell der regulatorische Druck erweist unserer Branche allerdings einen „Bärendienst“. Laufend neue Bestimmungen verunsichern unsere Kunden bei Investitionsentscheidungen.
War über zwei Jahrzehnte der Anteil des Druckvolumens mit der digitalen Nass- und Trockentonertechnologie im Etiketten- und Verpackungsdruck im unteren einstelligen Prozentbereich, nimmt der Anteil aufgrund des Inkjet rasant zu.
Welche Konsequenzen hat dies für die Kunden und deren Nachfrage nach den von Ihnen angebotenen Technologie?
Chromos: Den Fachkräftemangel in der Druckindustrie sehen wir als DIE Herausforderung der nächsten Jahre für unsere Industrie an. Mit der Umsetzung, der im obigen Punkt erwähnten Trends, geben wir unseren Kunden entsprechende Tools an die Hand, die Produktion zu automatisieren lt. dem Leitmotto der Chromos „Wir vereinfachen die Welt unserer Kunden durch innovative und technologische Lösungen“

Wie entwickelt sich die Nachfrage nach digitalen Drucktechnologien im Etiketten- und Verpackungsbereich?
Chromos: Benny Landas Prophezeiung von 1993 „Everything that can become digital become digital” wird nach über 30 Jahren digitale Druckentwicklung langsam Wirklichkeit. War über zwei Jahrzehnte der Anteil des Druckvolumens mit der digitalen Nass- und Trockentonertechnologie im Etiketten- und Verpackungsdruck im unteren einstelligen Prozentbereich, nimmt der Anteil aufgrund des Inkjet rasant zu. Bei Chromos erzielen wir bereits über 50 % unseres Umsatzes „Digital und Hybrid“.

Welche Rolle spielt die hybride Technologie im Angebot und wie wird sie von Kunden angenommen?
Chromos: War bis vor zwei Jahren die Hybridtechnologie vor allem für große Auflagen (Stanze, Flexo, Prägung bleiben über die Auflage identisch) mit hoher Sortenvielfalt interessant, verschiebt sich die Nutzung mehr und mehr. Die Digitaldruckeinheit hat sich aufgrund Qualität und Leistung als „normales“ Druckwerk etabliert und der hohe Automatisierungsgrad dieser Hybridsysteme hilft, Personal gegenüber Offlinelösungen einzusparen. Es darf bei aller Euphorie allerdings nicht übersehen werden, dass die Qualifikation an den Bediener einer Hybridanlage höher ist als „nur“ Konventionell oder „nur“ Digital. Allerdings ist es für die Bediener eine tolle Herausforderung und „sexy“ an einer Hybridmaschine zu arbeiten. In der Hybridtechnologie sprechen wir heute von adäquaten Geschwindigkeiten wie im Flexodruck. Das Hauptargument, warum TCO Kalkulationen das Pendel noch nicht umschlagen lassen, sind Tintenkosten bei hoher Farbdeckung und Auflage.
Bei Chromos erzielen wir bereits über 50% unseres Umsatzes „Digital und Hybrid“.
Wie unterstützt Chromos seine Kunden bei der Integration neuer Technologien in bestehende Produktionsabläufe?
Chromos: Mit unserem Know How in konventioneller und digitaler Technologie, den zertifizierten Verbrauchsgütern und ERP Softwarekompetenz können wir unsere Kunden kompetent unterstützen. On Top haben wir sehr starke Partner, welche ihre große Kompetenz natürlich auch unseren Kunden zur Verfügung stellen. Z. B. Durst Philosophie: „Von Pixel zu Output“
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für den grafischen Fachhandel in Deutschland?
Chromos: Wir sehen für unser Haus definitiv mehr Chancen als Herausforderungen. In der zunehmenden Informations- und Angebotsflut wird es für den Einzelnen immer schwieriger, den Markt, die Trends und die Bedürfnisse zu überblicken. Der Fachhandel, vorausgesetzt er ist so breit aufgestellt wie Chromos, kann Kunden Drucksystem-neutral beraten und muss nicht die eigene und einzige Technologie „anpreisen“. Des Weiteren sehen wir uns uch als Trendscouts an. Mit unseren internationalen Kontakten erkennen wir frühzeitig Entwicklungen, auch auf anderen Kontinenten. Verschweigen möchten wir allerdings nicht, dass die zunehmende Gruppenbildung in unserer Industrie eine Herausforderung für den Fachhandel ist, da dadurch die Diversität der eingesetzten Produktionsmittel stark limitiert wird.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Lieferketten in Zeiten globaler Unsicherheiten stabil zu halten?
Chromos: Unsere Partner haben aus der Pandemie ihre Schlüsse gezogen und haben die Fertigungstiefe drastisch erhöht. Bei Durst und Omet wurden einige Millionen Euro in neue Produktionsanlagen investiert. Des Weiteren achtet man gezielt darauf, nicht in eine 100 % Lieferantenabhängigkeit zu geraten.
In der der Tat ist die wirtschaftliche Situation in 2024 sehr heterogen, was die Investitionsbereitschaft unserer Kunden in den erstem Monaten des Jahres gehemmt hat.
Welche Rolle spielen Automatisierung und Industrie 4.0 in Ihrem Angebot für den Etiketten- und Verpackungsdruck?
Chromos: Automatisierung und Industrie 4.0 sind DIE Überlebensgaranten unserer Industrie in Mitteleuropa und hier speziell in der DACH-Region. Die Schweiz ist für uns ein Lehrstück dafür, wie trotz hoher Lohn- und Fertigungskosten, aufgrund Automatisierung und Vernetzung, Wettbewerbsfähigkeit, auch International erzielt werden kann.
Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Ihre Kunden und wie unterstützen Sie sie dabei?
Chromos: Das Thema Nachhaltigkeit ist im Fokus unserer Kunden, da der Nachhaltigkeitsgedanke inzwischen auch von der technischen Industrie eingefordert wird. Chromos unterstützt dies maschinenseitig dahingehend, dass wir nur effizienteste Systeme (UV, LED, Corona, Motoren etc.) integrieren und bzgl. Regularien mit allen relevanten Verbänden im Austausch stehen. Nachhaltigkeit ist einer der Prioritätspunkte bei der Auswahl unserer Lieferanten für den Verbrauchsgütermarkt.
Automatisierung und Industrie 4.0 sind DIE Überlebensgarantie unserer Industrie in Mitteleuropa und speziell in der DACH-Region.
Welche Ziele hat sich Chromos für das Jahr 2025 im Bereich Etiketten- und Verpackungsdruck gesetzt?
Chromos: Aufbau der Verbrauchsgütersparte, Verstärkung unseres Engagements im Verpackungsdruck, personelle Erweiterung in Vertrieb und Service.
Plant Chromos für 2025 neue Partnerschaften oder Kooperationen?
Chromos: Ja, sehr konkret. „Schau mer mal, dann sehn mer scho“.
Das Interview wurde veröffentlicht im Fachmagazin Etiketten Labels 5-2024